Das Assistenz-Portal Landkreis Northeim startete am 18. Juni 2025 fiel mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung seinen Betrieb. Das digitale Angebot ist Teil des Projekts MEAPP, das vom Verein Pro Inklusion e.V. (Northeim) in Kooperation mit der Helmut-Schmidt-Universität (Hamburg) und der Helferportal GmbH & Co. KG (München) umgesetzt wird. Die Finanzierung erfolgt vollständig durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR).







Ziel: Passgenaue Assistenz – einfach digital vermittelt mit dem Assistenz-Portal
Das Assistenz-Portal richtet sich an Menschen mit Behinderung oder Pflegebedarf sowie an Assistenzkräfte, soziale Dienstleister und ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger. Ziel ist es, passende Assistenzbeziehungen digital zu vermitteln und neue Wege gesellschaftlicher Teilhabe zu eröffnen.
Digitale Plattform für individuelle Unterstützung
In ihrem Grußwort hob MdB Frauke Heiligenstadt, Schirmherrin von Pro Inklusion e.V., die Bedeutung digitaler Lösungen für mehr Teilhabe hervor. Nicole Romanus von der EUTB Northeim betonte im Gespräch, wie unverzichtbar verlässliche Assistenz für ein selbstbestimmtes Leben ist.
Thomas Oeben, Geschäftsführer der Helferportal GmbH & Co. KG, stellte die Funktionen der Plattform vor. Sie ist sowohl als Webportal als auch über die Apps „Helferportal“ und „Helferportal für Suchende“ (im Apple Store und Google Play) verfügbar. Die zugrunde liegende Technologie hat sich bereits im Einsatz beim Münchner Verein DeinNachbar e.V. bewährt.
Projektleiterin Prof. Dr. Katharina Liebsch (HSU Hamburg) betonte:
„Der Probebetrieb ist entscheidend. Wir lernen von den ersten Nutzenden und entwickeln das Portal kontinuierlich weiter. Ziel ist mehr Selbstbestimmung durch gute Assistenz – digital vermittelt und sozial vernetzt.“
So funktioniert das Assistenz-Portal
Das Portal ermöglicht eine passgenaue Vorbereitung von Assistenzbeziehungen:
- Assistenzkräfte – ob haupt- oder ehrenamtlich – erstellen ein Profil mit ihren Fähigkeiten, Interessen und zeitlichen Kapazitäten.
Nach einer ersten Kontaktaufnahme mit einem sozialen Leistungsanbieter wird ein erweitertes Führungszeugnis angefordert. Nach positiver Prüfung wird das Profil freigeschaltet. - Menschen mit Unterstützungsbedarf legen ein Suchprofil mit ihren Bedürfnissen an. Kommt es zu einer Übereinstimmung („Match“), kann der Erstkontakt unkompliziert über ein integriertes Chat- oder Video-Modul erfolgen.
Ob für Spaziergänge, Haushaltshilfe oder Gespräche: Der Aufbau von Vertrauen ist zentral – das System unterstützt eine strukturierte, sichere und individuelle Vermittlung.
Bei entgeltlichen Einsätzen (z. B. über Entlastungsleistungen oder Eingliederungshilfe) erfolgt die finale Freigabe des Einsatzes durch den jeweiligen Leistungsanbieter.
Beteiligte Partner im Probebetrieb
Aktuell beteiligen sich folgende Träger am Probebetrieb:
- Lebenshilfe Bad Gandersheim-Seesen
- Stark – Soziale Teilhabe, Arbeit, Rehabilitation und Kooperation e.V.
- Treffpunkt e.V., Katlenburg-Lindau
- Aktiva Alltagsbegleitung, Einbeck
- Alltagsbegleitung Okay, Northeim
Stimmen aus der Praxis
Tanja Holzapfel, pflegende Angehörige und Mitglied im Verein wir pflegen e.V., begleitet das Projekt seit Beginn im Qualitätszirkel. Sie machte deutlich, wie groß der Bedarf an flexibler, verlässlicher Entlastung ist – und wie viel Potenzial digitale Lösungen für passgenaue Unterstützung bieten.
Peter Traupe, 1. Vorsitzender von Pro Inklusion e.V., wies auf die besonderen Herausforderungen kleiner, ehrenamtlich organisierter Träger hin – insbesondere beim hohen Verwaltungsaufwand. Sein Appell für eine Entbürokratisierung bei der Beantragung von Unterstützungsleistungen wurde von Bettina Schmietow, Vertreterin des Projektträgers VDI/VDE-IT, aufmerksam aufgenommen.
Kampagne zur Gewinnung von Assistenzkräften startet
Parallel zum Probebetrieb beginnt eine Informationskampagne zur Gewinnung neuer Assistenzkräfte. Menschen, die sich sozial engagieren möchten – ohne langfristige Verpflichtung – finden im Assistenz-Portal eine flexible und niedrigschwellige Möglichkeit, aktiv zu werden.
Ob gelegentliche Hilfe beim Einkauf, gemeinsame Spaziergänge oder Unterstützung im Alltag:
Ehrenamtliche Assistenz mit digitaler Unterstützung ist ein wertvoller Beitrag für mehr Teilhabe in unserer Gesellschaft.